Klischees

In den ersten Wochen der Auseinandersetzung mit einer voellig anderen Kultur gehoert selbstverstaendlich auch der staendige Vergleich unserer zuvor verinnerlichten Vorurteile und Klischees mit dem, was man dann tatsaechlich vorfindet. Sosehr man sich auch bemueht diese abzulegen – uns gelang es leider meist nicht. Interessant, ja nahezu verunsichernd war fuer uns dabei die haeufige Erkenntnis, dass sich, wie bereits erwaehnt, unglaublich viele Vorurteile zu bestaetigen scheinen. Keinesfalls ist es zwar so, dass durch JEDEN Sonnenuntergang drei Giraffen laufen, allerdings traegt fast jeder Zweite, dem man auf der Strasse begegnet irgendetwas auf dem Kopf herum (Faesser, Koerbe und ab und an auch Bananenstauden!). Verlassen wir unser Gaestehaus springen uns oftmals Scharen von schwarzen Kindern in schicker, einheitlicher Schuluniform und bluetenweissen Zaehnen entgegen, um uns freudig mit Handschlag zu begruessen. Muetter haben bevorzugt ihre Kinder und Saeglinge in einem bunten Tuch auf den Ruecken gebunden und nach dem taeglichen Regenguss wird die rote, fruchtbare Erde Afrikas die wenigen geteerten Strassen hinuntergespuelt. Doch oftmals bleibt uns auch das Schmunzeln im Hals stecken. Es sind naemlich nicht immer nur positive oder banale Vorurteile, die sich bestaetigen. Zwar sind wir bisher noch keinen Kindern mit Hungerbaeuchen begegnet, dennoch sieht man vielen Menschen hier ihre Armut an. Viele leben, auch hier in der Hauptstadt, in einfachsten Huetten aus Lehm und Wellblechdach, die meist nur aus 2 Raeumen bestehen, aber von mindestens 5 Familienmitgliedern bewohnt werden. Fliessend Wasser und Strom gibt es nicht ueberall. Dies kann man oft daran sehen, dass es nach Einbruch der Dunkelheit dann einfach wirklich dunkel ist. Das Wasser kann man nur nach vorherigem Abkochen trinken, dennoch trinken es viele einfach so. Keiner hat eine Waschmaschine, kaum eine Familie einen Kuehlschrank, gekocht wird oft ueber dem Kohlenfeuer und Rasen und Hecke werden von Hand gemaeht. Man koennte diese Aufzaehlung noch lange fortsetzen, fest steht, dass Vieles, was fuer uns in Deutschland kaum mehr aus dem Alltag wegzudenken ist in Ruanda noch als ein absolutes Luxusgut gilt.